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Fehlende Ladestationen zuhause bremsen Trend zu Elektroautos

Aktualisiert: 30. Nov. 2023

Beim Laden zuhause steht die Schweiz vor einer grossen Herausforderung. Denn rund 70% der Schweizer Bevölkerung wohnt in einem Mehrfamilienhaus, wo die Herausforderungen für die Schaffung von Lademöglichkeiten für Elektroautos einiges komplexer sind als bei einem Einfamilienhaus. Der Aufbau der Ladeinfrastruktur in Wohngebäuden ist auch kein Selbstläufer. Neben Anreizen braucht es Planungs- und Investitionssicherheit. Lesen Sie in diesem Blog-Beitrag, welche Kantone im Baugesetz eine Ausrüstungspflicht für Ladeinfrastruktur in Wohngebäuden eingeführt haben, wie Sie rasch einen Überblick über Fördermittel für Ladeinfrastruktur erhalten und welche Instrumente Planungssicherheit schaffen.


Das Fehlen einer Ladestation zuhause als Grund gegen den Kauf eines E-Autos

Für immer mehr Befragte, mittlerweile 65 Prozent, ist das Fehlen einer Ladestation zuhause der Grund, weshalb sie vom Kauf eines Elektroautos absehen. Die Tendenz ist über die letzten fünf Jahre steigend (siehe Abbildung unten). Dies zeigt das fünfte TCS-Barometer Elektromobilität, eine jährliche durchgeführte, repräsentative Studie des Touring Club Schweiz (TCS), welche in Zusammenarbeit mit gfs.bern durchgeführt wird.


Orte, an denen Ladestationen fehlen

Denjenigen Befragten, denen eine Lademöglichkeit am eigenen Wohnort fehlt, wurde zusätzlich die Frage gestellt, was ihrer Einschätzung nach das grösste Hindernis für die Installation von Ladestationen ist. Mit 31 Prozent wurde als wichtigster Grund genannt, dass die Installation bisher noch nicht diskutiert wurde. Bei 27 Prozent der Befragten ist es die fehlende Zustimmung der Immobilienbesitzenden respektive der Stockwerkeigentümergemeinschaft. 18 Prozent nannten als Grund, dass es zu teuer sei (siehe Abbildung unten).


Grösstes Hindernis für die Installation eigener Ladestationen

Bereits 2035 über 2 Millionen batterie-elektrische Personenwagen in der Schweiz

Heutige und auch zukünftige Halterinnen und Halter von Elektroautos wollen ihr Fahrzeug aus Komfort- und Kostengründen vorwiegend daheim laden. Damit steigt der Druck auf Immobilien­besitzende, das Thema Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern anzugehen. Dies nicht auch zuletzt, um die Vermietbarkeit zu verbessern und den Wert ihrer Immobilie längerfristig zu steigern.


Die Elektrifizierung der Personenwagen ist früher und vollständiger als bisher erwartet. Das Bundesamt für Energie (BFE) rechnet im Jahr 2035 mit rund 2.1 Millionen batterie-elektrischen Fahrzeugen auf den Schweizer Strassen – das sind 45 Prozent des Personenwagenbestandes (Link zur Studie). Werden zusätzlich auch noch die Plug-in-Hybride hinzugerechnet, verfügen im Jahr 2035 60 Prozent aller Personenwagen über einen Stecker (siehe Abbildung unten).


Antriebsarten im Personenwagen-Bestand bis 2050

In einigen Kantonen ist die Ausrüstung mit Ladeinfrastruktur Pflicht

Einige Kantone haben im Baugesetz eine Ausrüstungspflicht für Ladeinfrastruktur in Wohngebäuden eingeführt. Im Jahr 2021 führte Schaffhausen als erster Kanton eine solche Ausrüstungspflicht ein. In jedem Wohnhaus, das im Kanton neu gebaut oder umfassend saniert wird, muss die Grundausrüstung für die Infrastruktur für Ladestationen vorhanden sein. Weitere Kantone, wie Basel-Stadt oder Bern sind dem Beispiel des Kantons Schaffhausen mittlerweile gefolgt und haben ebenfalls ihre Baugesetzgebung entsprechend angepasst. In weiteren Kantonen ist dies geplant (z.B. in Neuenburg und Genf).


Gibt es in ihrem Kanton Fördermittel für Ladeinfrastruktur in Wohngebäuden?

Gemäss dem TCS-Barometer E-Mobilität 2023 ist eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer dafür, dass die Behörden generell Ladestationen mit Subventionen fördern (55 Prozent). Jüngstes Beispiel einer solchen Förderung ist wohl der Kanton Zürich. Dort gibt es neu pauschal 500 Franken pro Parkplatz beim Einbau der sogenannten Basisinfrastruktur (bestehend aus Anschlüssen, Verteil- und Lastmanagementsystem). Für das bis Ende 2026 befristetes Förderprogramm Ladeinfrastruktur hat der Kantonsrat einen Rahmenkredit in der Höhe von 50 Millionen Franken gesprochen. Damit soll vor allem der Ausbau von Lademöglichkeiten am Wohnort gefördert werden.


Neben dem Kanton Zürich bieten weitere Kantone und auch einige Gemeinden Förderprogramme für die Ladeinfrastruktur an. Welche Förderungen in Ihrer Wohngemeinde verfügbar sind, können Sie leicht herausfinden über die Suche nach Ihrer Postleitzahl auf der Webseite www.energiefranken.ch.


Wichtiges Planungsinstrument SIA 2060: Revision ist geplant

Ein wichtiges Instrument, um für Architekten, Elektroplaner und Immobilienbesitzende Planungssicherheit zu schaffen, ist das Merkblatt SIA 2060 «Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in Gebäuden». Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) hat das Merkblatt im Sommer 2020 publiziert. Nicht zuletzt aufgrund der raschen Entwicklung der Elektromobilität ist nun eine Revision des Hilfsmittels geplant. Wir von der eMobilityLab GmbH durften den SIA kürzlich bei Erarbeitung einer Vorstudie unterstützen, um den Überarbeitungsbedarf zu identifizieren.


Fazit: Aufbau der privaten Ladeinfrastruktur in Gebäuden ist kein Selbstläufer

Mit dem Umstieg auf die Elektromobilität wird das Gebäude zur «Ladestelle» für Fahrzeuge. Der Aufbau der Ladeinfrastruktur in Wohngebäuden ist jedoch kein Selbstläufer. Neben Anreizen braucht es Planungs- und Investitionssicherheit. Und auch Fachwissen zur konkreten Umsetzung ist wichtig. Unser Online-Selbstlernkurs «Zukunftssichere Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern» kann dabei unterstützen. Er vermittelt die relevanten technischen, rechtlichen und organisatorischen Aspekte der Elektrifizierung von Parkplätzen in Mehrfamilien­häusern. Die Gebäude müssen rasch fit gemacht werden, um die Elektromobilität in der Schweiz, dem Land der Mieterinnen und Mieter, weiter voranzubringen.



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