Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) fördert mit einem Projektaufruf private Initiativen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Fünf Unternehmen haben nun den Zuschlag erhalten, rund 55 Schnellladehubs entlang der Autonahmen zu realisieren und damit die Elektromobilität in der Schweiz weiter voranzubringen. Bereits heute verfügt die Schweiz über eines der dichtesten Netze von Schnellladestationen entlang der Nationalstrassen. Betreiber von Ladeinfrastruktur suchen aktuell aber auch an anderen Standorten händeringend öffentlich zugängliche Standorte, um Lademöglichkeiten zu schaffen.
Netz an Schnellladestationen entlang der Autobahnen wächst rasch
Auf dem Weg in die Ferien oder bei sonstigen Fahrten auf der Autobahn wird es immer einfacher, eine Lademöglichkeit für das Elektroauto zu finden. Im Juni 2020 wurde die erste Schnellladestation auf einem Rastplatz in der Schweiz eröffnet. Heute sind an 41 Rastplätzen bereits Schnellladestationen in Betrieb (Stand August 2024) und bis Ende Jahr sollen es rund 50 Standorte sein. Das langfristige Ziel ist es, dass bis im Jahr 2030 an allen 100 Rastplätzen Schnelllademöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Auch an den Raststätten, die im Besitz der Kantone sind und in der Regel über ein Restaurant verfügen, gibt es mittlerweile zahlreiche Lademöglichkeiten. 45 Raststätten sind derzeit mit einer Ladestation ausgestattet. Etwa die Hälfte davon verfügt über eine Schnellladestation (Stand Juni 2024).
Die Schweiz in der Vorreiterrolle
Die Schweiz verfügt somit bereits heute über eines der dichtesten Netze von Schnellladestationen entlang der Nationalstrassen. Per Ende 2024 werden alle 29,5 km entlang der Autobahnen in der Schweiz Schnellladestationen verfügbar sein. Das geht über das verbindliche Ziel der EU (AFIR) hinaus, welches bis Ende 2025 mindestens alle 60 km eine Ladestation vorsieht. Die Situation für das Laden entlang der Autobahnen wird also immer besser, trotzdem gibt es noch weisse Flecken auf der Ladelandkarte.
Projektaufruf für 55 neue Schnellladehubs entlang der Autobahnen
Hier hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) angesetzt und kürzlich einen Projektaufruf für die Realisierung von rund 55 neuen Schnellladehubs entlang der Autobahnen lanciert. Wichtiges Ziel des Aufrufs ist es, dass die noch verbleibenden „weissen Flecken“ auf der Ladelandkarte möglichst geschlossen werden und der nächste Schnellladepunkt entlang der Nationalstrassen in wenigen Minuten zu erreichen ist.
Zu diesem Zweck stellt das ASTRA Flächen im Perimeter der Nationalstrassen Dritten zur Verfügung. Damit soll insbesondere auch eine bessere Abdeckung der Regionen Jura, West- und Ostschweiz erreicht werden. Fünf Lose mit jeweils elf Parzellen, die über die ganze Schweiz verteilt sind, sollen an Unternehmen zur Reservation vergeben werden. Folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die Standorte der bereitgestellten Parzellen und die fünf Lose.
Die Schweiz ist attraktiv für internationale Player
Insgesamt sieben Bewerbungen von Unternehmen gingen beim ASTRA ein. Das Bundesamt hat heute die Vergabe der Lose kommuniziert (siehe Medienmitteilung). Die folgenden fünf Unternehmen haben einen Zuschlag erhalten:
Los 1: Fastned Switzerland AG
Los 2: Mercedes-Benz High Power Charging Europe GmbH
Los 3: Atlante Italia S.r.l.
Los 4: Electra Charging Switzerland AG
Los 5: GOFAST AG
Interessant ist, dass vier dieser Unternehmen aus dem Ausland stammen. Dies zeigt, dass die Schweiz, trotz oder gerade wegen der bereits bestehenden Ladeinfrastruktur, für internationale Player attraktiv ist. Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung haben die Unternehmen nun drei Jahre Zeit, um die Schnellladehubs zu planen und die Baubewilligung zu beantragen. Sie sind auch für die Finanzierung, den Bau, die Stromanschlüsse, den Betrieb sowie den Unterhalt der Schnellladehubs selbst verantwortlich.
Ziele: hohe Nutzerfreundlichkeit und zukunftssichere Ladeinfrastruktur
Eine hohe Nutzerfreundlichkeit stand im Fokus des Projektaufrufs und wurde bei der Beurteilung der Bewerbungen entsprechend bewertet. Eine nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur umfasst verschiedene Aspekte, die berücksichtigt werden müssen (mehr dazu in diesen Blog-Beitrag). Mit dem Projektaufruf soll zudem ein Beitrag zu einer fairen Wettbewerbslandschaft geleistet und damit möglichst attraktive Bedingungen für die Nutzenden geschaffen werden.
Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Elektromobilität ist es auch sehr wichtig, dass die Ladeinfrastruktur zukunftssicher geplant und ein einheitliches Gesamtsystem geschaffen wird. Dies wurde mit der Definition von technischen, baulichen und betrieblichen Mindeststandards sichergestellt (z.B. die Einführung von Plug&Charge oder die rasche Implementierung neuer Standards). Es freut uns, dass wir von Seiten der eMobilityLab GmbH das ASTRA bei diesem Projektaufruf mit Fachwissen unterstützen durften.
Weitere Standorte für Ladestationen dringend gesucht
Investoren und Betreiber von Ladeinfrastruktur suchen zurzeit händeringend geeignete öffentlich zugängliche Standorte, haben zum Teil aber Mühe, solche zu finden. Gemeinden, Städte und Kantone spielen bei der Bereitstellung geeigneter Flächen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur eine zentrale Rolle.
Als Beispiel einer solchen Initiative kann der Kanton Wallis genannt werden. Dieser stellt mehr als einhundert Standorte für die Betreiber von Ladeinfrastruktur zur Verfügung (siehe Website des Kantons Wallis). Sie befinden sich in der Nähe der wichtigsten Walliser Verkehrsachsen, grosser Parkplätze, grosser Gebäude und wichtiger Tourismusstätten.
Fazit: entlang der Autobahnen wird ein engmaschiges Ladenetz realisiert
Für den Massenmarkt braucht es ein engmaschiges Ladenetz. Entlang der Autobahnen ist die Schweiz mit Lademöglichkeiten bereits gut aufgestellt: es gibt ein dichtes Netz an Schnellladestationen und dieses wächst rasch. Wichtig ist aber nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Ladeinfrastruktur. Bei öffentlichen Ausschreibungen von Ladeinfrastruktur sollte daher der Fokus auf die Kunden- und Zukunftsorientierung gelegt werden.
Eines der Ziele der nationalen Roadmap Elektromobilität ist die Schaffung von 20’000 öffentlich zugänglichen Ladestationen bis 2025. Per August 2024 waren es 14'224 Ladestationen. Wir sind in der Schweiz also auf gutem Weg, es braucht aber weiterhin Anstrengungen. Hinzu kommen auch weitere Fahrzeugkategorien, die ebenfalls elektrifiziert werden. So zum Beispiel der Schwerverkehr. Hier besteht grosser Handlungsbedarf beim Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-LKW (mehr dazu in diesen Blog-Beitrag).
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